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AMERICAN LONGRIFLE
EINFÜHRUNG

Amerikanische Longrifles, auch Kentucky Rifles genannt, sind einzigartige Gewehre. Sie entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts in der Neuen Welt. Und obwohl sie ihren Ruhm im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg erlangten war es ihre eigentliche und ursprüngliche Bestimmung, Zivilisten - Indianern ebenso wie weißen Händlern und Waldläufern das Überleben in einer für europäische Begriffe äußerst unwirtlichen Umwelt zu ermöglichen. Die Kentucky Rifle gilt als die erste technische Erfindung amerikanischer Siedler. Zwar war zum Zeitpunkt ihrer Entwicklung keine einzige ihrer Komponente neu, dennoch ist dieser Anspruch gerechtfertigt.

Die Geschichte der Longrifle beginnt lange vor ihrer eigentlichen Entstehung, Anfang des 17. Jahrhunderts in den holländischen, britischen und französischen Kolonien der Neuen Welt. Schon während des ersten Jahrhunderts nach der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 waren Schusswaffen begehrte Geschenke an die Indianer. In diesem Zeitraum gab es in der Neuen Welt nur vereinzelt Zivilisten, alle Stützpunkte waren rein militärischer Natur.

Ab zirka 1607 gründeten zunächst britische, bald auch französische und holländische Siedler erste Niederlassungen. Einer der ersten holländischen Handelsstützpunkte war Fort Nassau auf einer Insel im Hudson River, welches bereits 1617/1618 wegen häufiger Überflutungen aufgegeben wurde. Als Ersatz entstand Fort Orange, das heutige Albany. Hier und an vergleichbaren Stützpunkten tauschten Siedler Biberfelle gegen europäische Waren. Bevorzugter Tauschgegenstand waren Gewehre, zunächst hauptsächlich veraltete militärische Musketen. Mit der Gründung der britischen Hudsons Bay Company im Jahr 1670 entstanden eigens für den Fellhandel konstruierte Tradeguns, in Birmingham gebaut und mit den britischen Handelsflotten zu den Stützpunkten in der Hudson Bay geliefert.

Der Fellhandel sollte das Schicksal der Indianer maßgeblich bestimmen. Europäische Adelige betrachteten exotische Felle als Statsus-Symbol, - die Nachfrage war groß. Viel wichtiger aber noch. Nahezu jeder qualitativ einigermaßen hochwertige Hut in Europa bestand aus Biberfell, als Resultat war der Biber war im Europa des 17. Jahrhunderts praktisch ausgerottet. Entsprechend groß war die Nachfrage für amerikanische Biberfelle. Die zu erwarteten Gewinne waren dermaßen groß, dass zwischen 1620 und 1760 jeder Krieg zwischen Europäern auf dem amerikanischen Kontinent - und das waren nicht wenige - um die Vorherrschaft im Fellhandel geführt wurde.

Die Indianer jener Tage waren ein Steinzeitvolk, das heißt sie besaßen keinerlei Kenntnisse bezüglich Metallgewinnung und Verarbeitung. Dennoch bestimmten sie maßgeblich die Eigenschaften der ihnen offerierten Gewehre. Insbesondere nachdem auch die Franzosen ab 1692 mit eigens für diesen Zweck konstrierten Musketen aus Tulle in den Fellhandel eingriffen, lasen die Händler den Indianern jeden Wunsch von den Lippen ab, um sich Vorteile gegenüber ihren Kontrahenden zu verschaffen.

Die Wünsche der Indianer waren zweckorientiert. Die Gewehre sollten schlank sein, um Gewicht zu sparen. Lang, um besser zielen zu können. Das Kaliber sollte klein sein, damit sie aus einer bestimmten Menge Blei mehr Kugeln gießen konnten. Die Vorteile der nach indianischen Wünschen gefertigten TradeGuns waren so überzeugend, dass Waldläufer und Händler sie häufig als ihre eigenen Bewaffnung wählten.

Anfang des 18. Jahrhunderts erschienen erstmals in größerem Umfang deutsche Siedler auf dem amerikanischen Kontinent. Sie brachten mit ihren Jägerbüchsen erstmals Gewehre mit gezogenen Lauf in die Neue Welt. Diese waren zwar extrem präzise, aber kurz und großkalibrig. Gut genug für gut versorgte besiedelte Gebiete, aber kaum geeignet für die riesigen und dunklen Wälder, in denen Indianer wie Trapper oft 6 und mehr Monate unterwegs waren, ohne auf andere Menschen - geschweige denn Händler mit Nachschub zu treffen. In logischer Konsequenz passten die mit den deutschen Siedlern eingewanderten mitteleuropäischen Büchsenmacher die Jägerbüchse an die zunächst seitens der Indianer definierten Bedingungen an. Auch die Jägerbüchse wurde lang, schlank und kleinkalibrig, die amerikanische Longrifle war geboren.

Heute wird gerne behauptet, die Lobeshymnen auf die Präzision der Longrifle seien lediglilch patriotische Propaganda der Amerikaner. Das stimmt so nicht ganz, hat aber einen wahren Kern. Die Propaganda entspringt keinem nostalgischen Rückblick sondern entstand ganz im Gegenteil bereits in der Frühzeit der Longrifle. Zu Beginn des amerianischen Unabhängigkeitskrieges entstanden Gerüchte, dass die Riflemen der Rebellen auf mehrere Hundert Meter Distanz einer Fliege das rechte Auge ausschießen würden, - jedenfalls aber einen britischen Offizier mitten in seinen Truppen töten konnten. Schaltungen in der britischen Presse empfahlen britischen Offizieren, ihren Nachlass zu regeln bevor sie nach Amerika aufbrachen. Obwohl die Longrifle in den Schlachten des Unabhängikeitskrieges keine entscheidende Rolle spielte, da die regulären amerikanischen Truppen ebenso wie die Briten glattläufige Musketen trugen, war der psychologische Effekt dieser Propagandamaßnahme groß, und verunsicherte viele britische Offiziere enorm. Um so mehr, als die "Riflemen" mit ihrer Guerillataktik abseits der großen Schlachten tatsächlich britische Offiziere auflauerten und dezimierten.

Dennoch war die Longrifle keine Kriegswaffe, als solche nichteinmal besonders geeignet. Im Gegenteil - zwar war sie in der Hand eines geübten Schützen extrem präzise, im Vergleich zu einer Muskete aber langsam zu laden. Somit erlaubte sie gerade einmal die halbe Schussfrequenz einer Muskete.

 
Ihren eigentlichen Ruhm erlangte die Longrifle in der Wildnis, jenseits der Grenze zu den besiedelten Gebieten. Dort diente sie Waldläufern wie auch Indianern zur Beschaffung ihrer täglichen Nahrung. Sie war ein Werkzeug, oft versorgte ein einzelner Jäger ganze Siedlungen mit dem Bedarf an Frischfleisch.
 
Obwohl sich Kolonisten von Beginn an bemühten, in der Neuen Welt Bodenschätze zu finden und zu fördern, sollte es lange dauern bis wirklich alle Komponenten einer Waffe aus amerikanischer Produktion stammten. Eine der ersten bekannten Laufmühlen war jene von Bethlehem/Pennsylvania, ab ca. 1760. Und erst Anfang des 19. Jahrhunderts konnten alle für die Erzeugung einer Schusswaffe notwendigen Rohstoffe in ausreichender Menge aus amerikanischen Bodenschätzen gewonnen werden. Bis dahin kamen die wesentlichen Komponenten in Form von Rohlingen aus Europa - meist Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
 
Die Longrifle sollte ihre Bedeutung bis in die frühen 1830er Jahre behalten, es folgte die vergleichsweise kurze Periode der in Serie produzierten Perkussions-Vorderlader, bis mitte des 19. Jahrhunderts erste zuverlässige - bereits industriell gefertigte Hinterladergewehre entstanden, zunächst Einzellader für Papier- und später Metallpatronen, kurz darauf folgten mehrschüssige Hinterlader-Gewehre. Damit war die Ära der individell für den Kunden gefertigten Longrifle beendet.

AMERICAN LONGRIFLE
EINFÜHRUNG

Amerikanische Longrifles, auch Kentucky Rifles genannt, sind einzigartige Gewehre. Sie entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts in der Neuen Welt. Und obwohl sie ihren Ruhm im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg erlangten war es ihre eigentliche und ursprüngliche Bestimmung, Zivilisten - Indianern ebenso wie weißen Händlern und Waldläufern das Überleben in einer für europäische Begriffe äußerst unwirtlichen Umwelt zu ermöglichen. Die Kentucky Rifle gilt als die erste technische Erfindung amerikanischer Siedler. Zwar war zum Zeitpunkt ihrer Entwicklung keine einzige ihrer Komponente neu, dennoch ist dieser Anspruch gerechtfertigt.

Die Geschichte der Longrifle beginnt lange vor ihrer eigentlichen Entstehung, Anfang des 17. Jahrhunderts in den holländischen, britischen und französischen Kolonien der Neuen Welt. Schon während des ersten Jahrhunderts nach der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 waren Schusswaffen begehrte Geschenke an die Indianer. In diesem Zeitraum gab es in der Neuen Welt nur vereinzelt Zivilisten, alle Stützpunkte waren rein militärischer Natur.

Ab zirka 1607 gründeten zunächst britische, bald auch französische und holländische Siedler erste Niederlassungen. Einer der ersten holländischen Handelsstützpunkte war Fort Nassau auf einer Insel im Hudson River, welches bereits 1617/1618 wegen häufiger Überflutungen aufgegeben wurde. Als Ersatz entstand Fort Orange, das heutige Albany. Hier und an vergleichbaren Stützpunkten tauschten Siedler Biberfelle gegen europäische Waren. Bevorzugter Tauschgegenstand waren Gewehre, zunächst hauptsächlich veraltete militärische Musketen. Mit der Gründung der britischen Hudsons Bay Company im Jahr 1670 entstanden eigens für den Fellhandel konstruierte Tradeguns, in Birmingham gebaut und mit den britischen Handelsflotten zu den Stützpunkten in der Hudson Bay geliefert.

Der Fellhandel sollte das Schicksal der Indianer maßgeblich bestimmen. Europäische Adelige betrachteten exotische Felle als Statsus-Symbol, - die Nachfrage war groß. Viel wichtiger aber noch. Nahezu jeder qualitativ einigermaßen hochwertige Hut in Europa bestand aus Biberfell, als Resultat war der Biber war im Europa des 17. Jahrhunderts praktisch ausgerottet. Entsprechend groß war die Nachfrage für amerikanische Biberfelle. Die zu erwarteten Gewinne waren dermaßen groß, dass zwischen 1620 und 1760 jeder Krieg zwischen Europäern auf dem amerikanischen Kontinent - und das waren nicht wenige - um die Vorherrschaft im Fellhandel geführt wurde.

Die Indianer jener Tage waren ein Steinzeitvolk, das heißt sie besaßen keinerlei Kenntnisse bezüglich Metallgewinnung und Verarbeitung. Dennoch bestimmten sie maßgeblich die Eigenschaften der ihnen offerierten Gewehre. Insbesondere nachdem auch die Franzosen ab 1692 mit eigens für diesen Zweck konstrierten Musketen aus Tulle in den Fellhandel eingriffen, lasen die Händler den Indianern jeden Wunsch von den Lippen ab, um sich Vorteile gegenüber ihren Kontrahenden zu verschaffen.

Die Wünsche der Indianer waren zweckorientiert. Die Gewehre sollten schlank sein, um Gewicht zu sparen. Lang, um besser zielen zu können. Das Kaliber sollte klein sein, damit sie aus einer bestimmten Menge Blei mehr Kugeln gießen konnten. Die Vorteile der nach indianischen Wünschen gefertigten TradeGuns waren so überzeugend, dass Waldläufer und Händler sie häufig als ihre eigenen Bewaffnung wählten.

Anfang des 18. Jahrhunderts erschienen erstmals in größerem Umfang deutsche Siedler auf dem amerikanischen Kontinent. Sie brachten mit ihren Jägerbüchsen erstmals Gewehre mit gezogenen Lauf in die Neue Welt. Diese waren zwar extrem präzise, aber kurz und großkalibrig. Gut genug für gut versorgte besiedelte Gebiete, aber kaum geeignet für die riesigen und dunklen Wälder, in denen Indianer wie Trapper oft 6 und mehr Monate unterwegs waren, ohne auf andere Menschen - geschweige denn Händler mit Nachschub zu treffen. In logischer Konsequenz passten die mit den deutschen Siedlern eingewanderten mitteleuropäischen Büchsenmacher die Jägerbüchse an die zunächst seitens der Indianer definierten Bedingungen an. Auch die Jägerbüchse wurde lang, schlank und kleinkalibrig, die amerikanische Longrifle war geboren.

Heute wird gerne behauptet, die Lobeshymnen auf die Präzision der Longrifle seien lediglilch patriotische Propaganda der Amerikaner. Das stimmt so nicht ganz, hat aber einen wahren Kern. Die Propaganda entspringt keinem nostalgischen Rückblick sondern entstand ganz im Gegenteil bereits in der Frühzeit der Longrifle. Zu Beginn des amerianischen Unabhängigkeitskrieges entstanden Gerüchte, dass die Riflemen der Rebellen auf mehrere Hundert Meter Distanz einer Fliege das rechte Auge ausschießen würden, - jedenfalls aber einen britischen Offizier mitten in seinen Truppen töten konnten. Schaltungen in der britischen Presse empfahlen britischen Offizieren, ihren Nachlass zu regeln bevor sie nach Amerika aufbrachen. Obwohl die Longrifle in den Schlachten des Unabhängikeitskrieges keine entscheidende Rolle spielte, da die regulären amerikanischen Truppen ebenso wie die Briten glattläufige Musketen trugen, war der psychologische Effekt dieser Propagandamaßnahme groß, und verunsicherte viele britische Offiziere enorm. Um so mehr, als die "Riflemen" mit ihrer Guerillataktik abseits der großen Schlachten tatsächlich britische Offiziere auflauerten und dezimierten.

Dennoch war die Longrifle keine Kriegswaffe, als solche nichteinmal besonders geeignet. Im Gegenteil - zwar war sie in der Hand eines geübten Schützen extrem präzise, im Vergleich zu einer Muskete aber langsam zu laden. Somit erlaubte sie gerade einmal die halbe Schussfrequenz einer Muskete.

 
Ihren eigentlichen Ruhm erlangte die Longrifle in der Wildnis, jenseits der Grenze zu den besiedelten Gebieten. Dort diente sie Waldläufern wie auch Indianern zur Beschaffung ihrer täglichen Nahrung. Sie war ein Werkzeug, oft versorgte ein einzelner Jäger ganze Siedlungen mit dem Bedarf an Frischfleisch.
 
Obwohl sich Kolonisten von Beginn an bemühten, in der Neuen Welt Bodenschätze zu finden und zu fördern, sollte es lange dauern bis wirklich alle Komponenten einer Waffe aus amerikanischer Produktion stammten. Eine der ersten bekannten Laufmühlen war jene von Bethlehem/Pennsylvania, ab ca. 1760. Und erst Anfang des 19. Jahrhunderts konnten alle für die Erzeugung einer Schusswaffe notwendigen Rohstoffe in ausreichender Menge aus amerikanischen Bodenschätzen gewonnen werden. Bis dahin kamen die wesentlichen Komponenten in Form von Rohlingen aus Europa - meist Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
 
Die Longrifle sollte ihre Bedeutung bis in die frühen 1830er Jahre behalten, es folgte die vergleichsweise kurze Periode der in Serie produzierten Perkussions-Vorderlader, bis mitte des 19. Jahrhunderts erste zuverlässige - bereits industriell gefertigte Hinterladergewehre entstanden, zunächst Einzellader für Papier- und später Metallpatronen, kurz darauf folgten mehrschüssige Hinterlader-Gewehre. Damit war die Ära der individell für den Kunden gefertigten Longrifle beendet.

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